Von weißen Löchern und der Erfindung der Realität
“Sei doch mal realistisch!”, “Träume sind Schäume”, “Das kannst Du nicht!”, “Dafür bist Du zu klein!”.
Bist Du auch mit solchen Sätzen aufgewachsen?
Vielen Eltern, Freunden und Lehrern ist es nicht bewusst: Unsere Sprache ist voller begrenzender Ideen. Da sollen wir uns am besten schon früh daran gewöhnen, möglichst klein zu denken und damit angeblich “realistisch” zu sein.
Wie real ist Deine Realität?
Was bedeutet “Realität”?
Wenn wir uns Zeugenaussagen ansehen, dann wird deutlich, wie unterschiedlich die Menschen eine anscheinend eindeutige Situation wahrnehmen- und vor allem, wie sich sich an diese Situation erinnern werden! Richter und Rechtsanwälte wissen, dass es kaum etwas weniger Verlässliches gibt als Zeugenaussagen.
Zwei verschiedene Menschen nehmen offensichtlich ein und dieselbe Situation komplett anders wahr. Und es wird noch wilder: Fragt man die Menschen, wie sie vor Monaten oder Jahren etwas gesehen haben und wie die Erinnerung jetzt aussieht, kommen widersprüchliche Aussagen dabei herum- und trotzdem ist der Einzelne sich ganz sicher: Genau so war es wirklich! Unser Gehirn ruft nämlich nicht eine objektive Datei auf und spielt sie wieder ab. Sondern wir erinnern uns an unsere letzte Erinnerung. Wir spielen die Erinnerung also immer wieder neu ab, wobei Hauptdarsteller und die grobe Handlung viellicht noch stimmen, aber mit jedem Jahr fallen Details weg, neue Ideen kommen dazu. Alles wird nach altem Drehbuch neu nachgespielt.
Selbst unsere eigene Geschichte ist voller Widersprüche und hält einer objektiven Untersuchung nicht stand: Untersuchen Forscher Fragebögen, die wir vor zehn Jahren ausgefüllt haben und vergleichen diese mit Erinnerungen von uns an diese Zeit, dann kommen riesige Unterschiede zu Tage.
Deine angebliche Geschichte
Selbst das, was wir “unser Leben”, “unsere Erfahrungen”, “meine Geschichte” nennen, ist in ständigem Wandel. Wir glauben, dass wir relativ konsistent sind in unserer Persönlichkeit- dabei erfinden wir uns jeden Tag neu!
Wir können unsere Brille nicht abnehmen: Wie wir die Welt sehen, ist völlig subjektiv.
“Wenn Du die Welt anschaust, siehst Du nur Dich selber!” Dieses Zitat ist absolut genial und spiegelt meine Sicht auf die angebliche Realität wieder: Wenn ich in die Welt blicke, dann kann ich die Welt nur völlig gefärbt sehen- eben mit meiner Timm-Brille. Und ob meine Wahrnehmung in dem Moment positiv oder negativ ist, hängt entscheidend davon ab, wie ich alles beurteile.
Die Beurteilung von alltäglichen Situationen ist für uns völlig normal- und notwendig. Denn bei der Vielzahl von Informationen (viele Millionen pro Tag!) müssen wir eine allererste Selektion durchführen: Was ist überhaupt relevant? Alles irrelevante sehe ich gar nicht erst. Dann kommt die Frage: Ist das wichtig oder nicht? Nur die wichtigen Einflüsse kommen zum Bewusstsein. Die nächste Frage war in der Geschichte der Menschheit extrem wichtig: Ist das gefährlich oder nicht? Denn wir Menschen und unsere Vorläufer waren nicht sonderlich stark gegen die Gefahren der Natur. Und dann entscheiden wir recht schnell: Ist das gut oder nicht?
Ob eine Situation gut oder schlecht ist, liegt alleine in unserer Beurteilung. Stell Dir vor, es gibt eine schlechte Nachricht: Du wirst Deinen Job verlieren und musst woanders arbeiten. Diese Nachricht kann niederschmetternd sein- oder der Anfang eines neuen, positiven Lebensabschnittes. Es geht noch weiter: Wir wissen häufig erst viel später, ob eine Sache wirklich gut oder vielleicht doch sehr schlecht für uns ist.
Beurteilung ist wichtig, weil wir schnell entscheiden müssen, ob die Sache gefährlich ist, wichtig oder egal ist. Daher ist unser Gehirn sehr gut darin, in kürzester Zeit zu beurteilen.
Urteilen macht unglücklich
Das Problem ist: Beurteilung macht unglücklich! Denn wenn wir von klein gelernt haben, wie böse, gefährlich und vor allem nicht-zu-ändern die große weite Welt da draußen ist, dann werden wir jeden Tag viele schlechte Dinge erleben…und glauben, das sei die Realität. Wir urteilen in Sekunden, ohne der Situation oder dem Menschen eine Chance zu geben, sich in Ruhe vorzustellen.
Der Halo-Effekt ist ein Beispiel für einen Filter, den wir benutzen: Eine einzige Eigenschaft eines Menschen strahlt derart hell, dass alle anderen Aspekte unwichtig erscheinen- da ist der “faule” Kollege, der immer zu spät kommt. Nur werden seine Kreativität, sein Humor, sein Engagement von diesen offensichtlichen Charaktereigenschaften komplett überstrahlt.
Wenn wir lernen, immer wieder auf Beurteilungen zu verzichten, gewinnen wir dabei viel. Denn ob eine Sache gut oder schlecht ist: Das entscheidest Du alleine.
Wichtig für ein glückliches und erfolgreiches Leben ist es, sich unserer unzähligen Beurteilungen bewusst zu werden.
Die Beurteilung von Menschen macht traurig- aber nicht den, der beurteilt wird. Sondern den, der beurteilt. Mit jedem bösen Gedanken, mit jedem abfälligen Wort, mit jeder Wertung und Abwertung von Menschen sinkt DEIN persönliches Glück. Jede kleine Lästerei, jede Lüge- alles kommt am Ende auf Dich zurück.
Es wurde in Studien untersucht, wie Menschen darauf reagieren, wenn sie die schlechte Beurteilung eines Anderen mitbekommen. Das Ergebnis verblüfft: Das Ansehen der lästernden Person sank deutlich mehr, als das des Opfers.
Wie Du die Welt siehst, sagt viel darüber aus, wie DU BIST. Wenn Du aufgewachsen bist mit der Vorstellung, dass Du eh nichts ändern kannst, dann wirst Du jede Situation in Deinem Leben als schicksalhaft werten. Du bist der machtlose Spielball der Anderen. Was in Deinem Leben passiert, entscheiden andere Menschen- oder das Schicksal. Solch eine angebliche Machtlosigkeit erzeugt Angst und macht empfänglich für radikale politische Ansichten.
Selbstwirksamkeit heißt: Ich kann etwas tun, ich kann etwas ändern, ich bin selber verantwortlich für mein Leben.
Wer das Selbstvertrauen hat, sein eigenes Leben zu leben, der braucht keine Gruppe mit starkem Anführer. Viele Wahlkämpfe sind daher mittlerweile von Angst und Wut geprägt- denn die angeblich starken Führer wissen, dass ängstliche Menschen sie wählen. Angst lähmt den Menschen und macht ihn unsicher und leicht manipulierbar.
Immer wieder haben wir den Eindruck, dass “wir es vorher wussten”. “Das war doch klar, das passiert mir immer!”. Solche Erfahrungen werden “Selbsterfüllende Prophezeiung” genannt. Wir erleben genau das, was wir befürchtet haben. Wie kommt das?
Du bekommst, was Du erwartest
Es ist erschreckend einfach: Wir bekommen genau das, was wir erwarten. Das Leben gibt uns das, an das wir glauben. Ob wir das nun “Schicksal”, “Gott” oder “Universum” nennen, ist egal: Wir werden am Ende genau das erleben, was wir uns vorgestellt haben.
Es passiert alles so, wie wir es wollen. Die Frage ist nur: Will ich das Richtige und will ich es ausreichend genug?
Wenn wir eine Vorstellung von einem Ziel haben, dann kann uns fast nichts mehr abhalten. Weiße Löcher wissen das und lieben daher den Tagtraum. Je wilder, unrealistischer und verrückter, desto besser. Plötzlich scheinen Wunder zu geschehen: Fremde Menschen helfen uns, Kollegen coachen uns, der Chef spielt plötzlich mit und fördert uns, der ungeliebte Nachbar tut alles für uns. Wenn wir felsenfest von Etwas überzeugt sind, dann wird das auch so kommen.
Leider gilt das auch für Probleme: Wenn ich mich auf einen Konflikt vorbereite (z.B. durch Grübeln in der Nacht), dann kommt genau der Konflikt auch in mein Leben. Wenn ich meine Ängste viel zu ernst nehme und ständig auf der Hut bin, dann kommen die schlechten Nachrichten im stundentakt.
Du alleine entscheidest, was Du erlebst. Dein positives Denken ist nicht unrealistisch, sondern es erzeugt Deine Realität.
In dem Moment, wo Du an etwas glaubst, wird jede Zelle Deines Körpers auf “Erfolg” umgestellt. Du wirkst anders, die Menschen reagieren anders. Du hast eine Ausstrahlung, die viele Konflikte gar nicht erst entstehen lässt. Keiner zweifelt an Deinem Erfolg und selbst ehemalige Feinde werden Dich unterstützen.
Heute wollen alle nur Dein Bestes!
Eine tolle Übung ist das “umgekehrt paranoid sein”: Stell Dir beim Aufstehen vor, dass heute ALLE nur ein Ziel haben: Nämlich Dich bei Deinen Aufgaben zu unterstützen. Wenn Du an diesem Tag Kritik hörst, dann lächelst Du gelassen und dankst demjenigen für das Coaching. Wenn Dein Chef Dir zusätzliche Aufgaben gibt, dann weißt Du, der glaub an Dich. Wenn viele neue Probleme beim Job auftreten, dann siehst Du das als tolle Chance zur Weiterentwicklung. In meinem Videokurs und dem 52-Tage-Programm gehe ich da detailliert darauf ein. Diese Übung ist nur ein Beispiel, wie Dein Denken Deinen Tag bestimmt. Und damit Dein Leben!
Bist Du ein weißes Loch?
Weiße Löcher glauben an sich.
Sie wissen, dass alleine ihre Bewertung Glück oder auch Leid hervorruft.
Weiße Löcher sehen kleine Rückschritte und Probleme als lehrreich an und freuen sich über die eigene Entwicklung. Sie wissen, dass Konflikte und Probleme eher zunehmen, je weiter wir kommen. Die Frage ist nur: Sehe ich darin etwas Negatives oder eine Chance?
Weiße Löcher beziehen alles nur auf sich: Verhält sich ein anderer Mensch ihnen gegenüber frech, unfair und gemein, dann fragt sich das weiße Loch nur: “Was habe ICH dazu beigetragen, dass der sich so verhält? Wie kann ICH das besser machen?”
Weiße Löcher nehmen ihr Leben in die Hand.
Denn wenn Du Dein Leben nicht in Deine Hand nimmst, dann tuen es die Anderen.
Dein Timm